Ein grosser Teil der Tradition und der Feiertage, die heute in Griechenland gefeiert werden, sind religiöser Natur.
Die Tradition und der Aberglaube variiert von Insel zu Insel, von Dorf zu Dorf und von Region zu Region.
Hier sind einige der traditionellen griechischen Feiertage, die immer noch von allen Griechen befolgt werden, ohne Rücksicht auf die Zeit, bis heute.
Feier des Namenstages
Die Mehrheit der Griechen wurde nach einem Heiligen genannt. Eine sehr wichtige griechische Tradition, die sich in ganz Griechenland abspielt ist die, dass jeder, der nach einem Heiligen benannt wurde, seinen Namen an einem bestimmten Tag im Jahr feiert. An diesem „Namenstag“ wird man von Freunden und der Familie ohne Einladung besucht, und der Namenstag wird gratuliert (man wünscht ein langes Leben etc.), kleine Geschenke sind auch ganz häufig. Die Herrin des Hauses bedient die Gäste mit Kuchen, Süssigkeiten und allerlei Gerichten.
In Griechenland ist der Namenstag wichtiger als der Geburtstag.
Die Verlobung
In Griechenland ist es Brauch, dass sich die zukünftigen Eheleute vor der Hochzeit verloben. Der Mann muss um die Hand der Frau bei ihrem Vater anhalten.
Wenn die Hochzeit beschlossen wurde, wird ein Priester gerufen, um die Verlobung mit Ringen zu segnen, und platziert diese an der linken Hand des Mannes und der Frau. Die Gäste wünschen dem neuen Paar „kala stefana“ (eine glückliche Ehe) oder „i ora i kali“ (dass die schöne Stunde kommt = die Ehe).
Dieser Brauch wird meistens ausserhalb von Athen (auf den Inseln und im restlichen Teil Griechenland, auch in den Dörfern) befolgt, wo er aber ganz langsam dahin schwindet.
Die Ehe
In einigen Teilen Griechenlands bereitet die Mutter, sowie die Omas und die Tanten die Mitgift der Braut vor. Dieser setzt sich aus Bettzeug, Handtüchern und Handgenähtem zusammen. Der Vater der Braut bietet an, die Wohnung für seine Tochter und seinem Schwiegersohn mit Möbeln als Hochzeitsgeschenk auszustatten. Aber heutzutage muss in Athen oder in anderen grösseren Städten die Braut keine Mitgift mehr haben. Am Hochzeitstag zieht sich die Braut mit Hilfe der Freundinnen und Frauen aus ihrer Familie an und versteckt sich, da es kein gutes Omen ist, wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeitszeremonie sieht.
Während der Hochzeitszeremonie geben der Pate und die Patin (Koumbaros und Koumbara) dem Priester die Ringe, dabei werden die Kronen (Stefana) drei Mal über den Köpfen der Brautleute gekreuzt, und beiden wird daraufhin die Krone aufgesetzt. Nach dem Tanz des Isaiah (wenn der Priester sie als verheiratet erklärt hat), werfen die Gäste Reis und Mandelbonbons, die mit weißen Zucker kandiert sind (Ta koufeta) auf das neue Brautpaar.
Nach der Zeremonie bleibt das Ehepaar in der Kirche und alle Gäste küssen sie und wünschen ihnen „na zisete“ (ein langes Leben). Danach gehen alle zur Hochzeitsfeier, welches üblicher Weise in einem ausgeliehenen Restaurant stattfindet, wo alle miteinander tanzen, und die ganze Nacht essen und trinken.
Nach der Feier geht das Ehepaar auf die Hochzeitsreise.
Die Taufe
Der Tag der Taufe ist der wichtigste Tag im Leben eines orthodoxen Griechen. Das heilige Geheimnis der Taufe wird meistens ein Jahr nach der Geburt des Kindes durchgeführt. Das Baby wird bis dahin nur Baby genannt, und hat keinen Namen, bevor es nicht getauft worden ist.
Das Baby wird dabei entkleidet und in ein weisses Handtuch gewickelt. Danach segnet der Priester das Taufwasser und gibt Olivenöl hinzu, welcher von den Paten gebracht wurde. Dann taucht er das Baby drei Mal in das Weihwasser und spricht dabei den ausgewählten Namen aus (dies ist üblicherweise derselbe wie von der Oma oder vom Opa, meistens väterlicherseits). Das Baby erhält das heilige Geheimnis vom Priester, der das Baby mit dem „mir“ (Olivenöl, welches vom Patriarchen gesegnet wurde) segnet, samt der Kleidung des Babys. Dann wird das Baby in Weiss gekleidet und der Priester legt ihr eine goldene Kette mit einem Kreuzanhänger um den Hals und das Baby empfängt die Erstkommunion.
Am Ende der Zeremonie küssen die Eltern die Hände der Paten und empfangen die Glückwünsche von den anderen Gästen: „na sas zisei“ (ein langes Leben für das Baby).
Nach der Zeremonie folgt meistens eine Feier im Familienhaus oder in einem Restaurant.
Karneval
In Griechenland wird der Karneval „Apokries“ genannt; er beinhaltet zwei Wöchentliche Feiern, und zwar am Sonntag vor Weiss Karneval, und endet mit dem Beginn des Grossen Fastens, was auch „der Reine Montag“ (Kathari Deutera) genannt wird. Alle verkleiden sich und haben Spass auf den Strassen und in den Bars und werfen dabei mit Konfetti. Die berühmteste Karnevalparade wird in der Stadt Patras abgehalten, wo alle den ganzen Tag tanzen und trinken.
Es wird geglaubt, dass dieser Brauch vom Paganismus abstammt, genauer von den alten Festivals zur Feier des Dionysos, des Gottes des Weins und der Feiern.
Ostern
Ostern ist der wichtigste Feiertag der Griechen. Es ist sogar wichtiger als Weihnachten. Die Frauen färben Eier in Rot, die Paten kaufen für die Kinder neue Schuhe, Kleidung, und eine Kerze, in den Dörfern werden die Aussenfassaden der Häuser gefärbt und die Strassen gereinigt. Am Karfreitag, einem Trauertag wird das Epitaphio, der Grab Christi mit seinem Abbild, welches mit tausenden von Blumen geschmückt ist, aus der Kirche gebracht und durch das Dorf oder die Nachbarschaft (in größeren Städten) bis zum Friedhof getragen, gefolgt von einer langsamen Parade. Am Friedhof zünden alle eine Kerze für die Toten an; danach wird das Epitaphio mit einer Parade zurück in die Kirche gebracht, wo die Gläubigen das Abbild Christi küssen.
In der Nacht zum großen Samstag (Megalo Savato) kleidet sich jeder angemessen und geht in die Kirche, wo eine Liturgie gehalten wird. Kurz vor Mitternacht macht der Priester in der Kirche die Lichter aus, was die Dunkelheit und die Stille eines Grabs symbolisiert; zu Mitternacht zündet der Priester eine Kerze mit der Ewigen Flamme an und singt „Hristos Anesti“ (Christus ist auferstanden), und bietet den Leuten, die ihm nahe stehen die Flamme der Kerze an. Alle übergeben sich gegenseitig die Flamme, während die Priester byzantinische Lieder über die Auferstehung Christi singen. Dann gehen alle aus der Kirche auf die Strasse. Die Kirchenglocken läuten ununterbrochen, und die Menschen bereiten ein Feuerwerk. Man sagt sich gegenseitig „Hristos Anesti“, worauf man mit „Alithos Anesti“ antwortet (Er ist wahrhaftig auferstanden).
Die Menschen gehen nach Hause und geniessen das österliche Mittagessen, welches sich aus der traditionellen Magiritsa (Suppe aus Lamm-Innereien), Tsureki (Osterkuchen), und österlichen Biskuiten zusammensetzt. Am nächsten Tag, dem Ostersonntag sitzt man mit der Familie an einem Tisch zusammen, auf dem sich meistens gebratenes Lammfleisch (vom Grill ) und vielerlei Vorspeisen, viel Wein und Ouzo befinden. Alle tanzen und feiern bis tief in die Nacht.
Weihnachten
In Griechenland wird Weihnachten am 25. Dezember gefeiert. Der Brauch sieht es vor, dass an Heiligabend die Kinder in den Dörfern von Haus zu Haus gehen, und den Hausherren alles Gute wünschen, und dabei ein Weihnachtslied singen („Kalanda“). Danach werden sie mit Bonbons oder Geld belohnt werden. Für das Abendessen, welches für Heiligabend vorbereitet wird, ist „das Brot Christi“ („Hristopsomo“), in Form von großen Stücken in verschiedensten Formen, an dessen Kruste sich Dekorationen befinden, die üblicherweise die Arbeiten darstellen, mit denen sich die Familie beschäftigt, etwas ganz typisches. An Heiligabend wird üblicherweise Fleisch angeboten, und zwar Lammfleisch und Schweinefleisch.
In den Haushalten Griechenlands war das Schmücken eines Weihnachtsbaumes nicht so weit verbreitet. Das, was zu Weihnachten nahezu jeden griechischen Haushalt schmückt ist Basilikum, welches um ein kleines hölzernes Kreuz gewickelt ist, und mit einem Draht über eine Schüssel mit Weihwasser befestigt wird. Einmal täglich taucht ein Mitglied der Familie, üblicher Weise die Mutter, das hölzerne Kreuz mit Basilikum in das Weihwasser und besprüht damit alle Räume im Haus.
Auf diese Art und Weise, so sagt man, werden die bösen Geister – „Kalikanzaroi“ vertrieben, die im Mittelpunkt der Erde leben, und über den Schornstein in ein Haus kommen.